Narben, Schatten und Gefühle

Warum entstehen Narben? Warum verkleben sie bei dem einen mehr als bei dem anderen?
Warum haben manche Menschen Probleme mit ihren Narben und andere überhaupt nicht?
Was sind denn nun Schatten?

Das Leben passiert. Geschichte passiert. Wir und damit meine ich unsere Körper – Geist – Seele- Einheit müssen mit dem Leben umgehen, das passiert. Wir kommen als ganzes Selbst mit allen Möglichkeiten auf die Welt. Neugierig und wissbegierig. Ausdauernd im Lernen nehmen wir auch viele Versuche und Rückschläge in Kauf, bis wir uns drehen, sitzen, krabbeln, stehen und laufen können, bis wir wissen wie wir unsere Hände und den Mund verwenden können. Wir probieren aus. Wir sind. Wir erreichen unsere Ziele.

Abhängig von unserem Umfeld, von den Menschen, den Herausforderungen, der Liebe, die uns begegnet oder nicht begegnet, erhalten wir uns ein Vertrauen ins Leben oder eben nicht. Je nachdem, was wir uns abschauen können an den Vorbildern um uns herum bzw. wie unser Umfeld mit Herausforderungen umgeht, ob wir mit unseren Verhaltensweisen wohlwollend oder ablehnend aufgenommen werden, lernen wir, ob wir okay sind. Wir lernen wie wir mit Angst und Anstrengung, Herausforderung, Überraschungen, Liebe und den damit zusammenhängenden Gefühlen umgehen können. Dort, wo wir erfahren, dass es gut so ist, wie wir sind, dort entwickeln wir uns mit Freude. Dort, wo wir erfahren, dass es nicht gewünscht ist, wie wir reagieren, beginnen wir unser ganzes Selbst zu reduzieren. Wir modulieren es so, wie wir glauben, dass das Umfeld und die Welt uns haben will.

Diese Gefühle, Gedanken, Wünsche, Visionen von uns, die nicht sein dürfen (von denen wir glauben, dass sie nicht sein dürfen), stellen wir in den Schatten. Sie begleiten uns von nun an auf unbewußter Ebene. Sie begegnen uns im Außen, aber oftmals erkennen wir sie nicht als Teile von uns – oft kritisieren wir, was wir eigentlich selbst in uns tragen. ⌈aus der Schattenarbeit nach Körber/Pott⌋

Im Körper werden die Schatten in Form von Spannung im Gewebe angelegt. Darunter liegen die Gefühle, die wir uns nicht erlauben, weil sie oft so schmerzhaft sind, dass wir glauben sie nicht auszuhalten. (Und wir tun wirklich alles, um diese Gefühle nicht wahrzunehmen bzw. sie zu verdrängen.)

Jedoch gibt es IMMER eine Instanz in uns, die wieder ganz werden will. Die sich entspannen und echt leben will.

Beispiel Leben. Ein Kaiserschnitt passiert. In einem Wundgebiet ohne Schatten wird es nun möglicherweise zu Verklebungen kommen, die so gering sind, dass sie nicht ins Gewicht fallen. Der Körper heilt die Stelle und gut ist es. Unaufgeregt. Spannung bleibt wahrscheinlich zurück, die mit ein paar wenigen Narbentherapien aufgelöst wird. Und aufgelöst BLEIBT.

Passiert der Kaiserschnitt nun in einem Gewebe mit angereicherter Schattenspannung, dann findet die Wundheilung unter denkbar schlechteren Bedingungen statt – denn mehr Spannung führt zu mehr Verklebungen. Führt in Folge zu mehr Spannung in einem größeren Gebiet. Führt zu weniger Bewegung in dem betroffenen Gebiet und in dem umliegenden Körperareal. Ein Störfeld entsteht. Der Körper beginnt meist schmerzhaft darauf aufmerksam zu machen, dass eine Dysbalance besteht und dass etwas nicht in Ordnung ist. Therapien werden gemacht. Es kommt zu Fortschritten. Die Spannung wird weniger. Die Narbe wird besser in den Körper integriert.

Der Körper hat immer das Bestreben alle fehlenden Anteile des Selbst wieder zu integrieren und tut auf seine Art und Weise – oft durch Schmerz – das Seine, um darauf aufmerksam zu machen.

Wichtig ist jetzt zu wissen, dass unaufgelöste Schatten im Körper die Spannung immer wieder neu kreieren können. Dass in der Therapie wohl Narbenspannung aufgelöst wird, aber der Fortschritt deutlich langsamer voran geht. Je bewußter der Betroffene in die Narbentherapie gehe, desto schneller integriert der Körper die Narbe, die Verklebungen und Verwachsungen und der Prozess geht über ins Wohlgefühl. Oft passiert es, dass die Tränen plötzlich fließen. Da ist Traurigkeit und vielleicht auch ein Gefühl von Ohnmacht…das ist dann, wenn der Körper beginnt, traumatische Spannung aufzulösen. Wenn die Seele weinen darf, das Trauma sich lösen darf, dann schmilzt der Schatten mit. Dann wird dieser Seelenanteil wieder integriert. Und dann kehrt die Spannung auch nicht mehr ins Gewebe zurück.

Traumata behindern, dass das Gewebe Spannung auflösen kann – Trauma kann im Zuge einer Operation entstanden sein, kann aber auch früher irgendwann in der Kindheit eine Prädisposition im Gewebe in dem jeweiligen Körperareal hinterlassen haben und durch das Geschehen aktiviert werden. Der Körper ist ein Helferlein des Lebens, der aufmerksam machen will. Missstände aufzeigt, zeigt, wann Dinge zu viel sind, wann Veränderungen anstehen. Hört man da auf allen Ebenen hin, ist der Weg ins Wohlgefühl ein Weg, der sein Ziel auch erreicht. Nach Erkenntnis und Annehmen belohnt das Leben mit Fülle, Wohlgefühl und mit einem Zuwachs an Lebensfreude.

Und ja! Es braucht viel MUT, um sich für den GANZEN Weg zu entscheiden.